Die goldene Kammer

 


Das goldene Leuchten strahlt durch die Nacht. Ich frage mich ob ich, der 
Normalsterbliche, es wagen kann, mich diesem himmlischen Glanz zu nähern. Doch 
es ist kalt, und ich bin einen langen Weg gegangen, meistens durch die Nacht, 
vielleicht sogar immer, seit ich diese helle, goldenen Kammer verlassen habe,
 und ich werde wohl keine andere Bleibe finden, ich kenne mich hier nicht aus. 
Bei näherem Hinsehen bemerke ich, dass die Kammer gar nicht selbst
 leuchtet, dass im Gegenteil ihr Leuchten von den Sternen kommt, die sie 
anstrahlen und ihren Glanz auf die Goldene Kammer übertragen. Seltsam, dass es
 mir nie aufgefallen ist. Ich frage mich, wie viele von Euch das wissen.
 Die Kammer ist nur zu einer Seite geöffnet: nach oben, zu den endlosen und 
ewigen Sternen.
 Zaghaft schaue ich durchs Fenster, sehe Euch, die ihr glücklich seid, weil
 drinnen, in der Wärme der Goldenen Kammer. Gerne würde ich zu Euch kommen, doch 
ich kann nicht, denn es gibt keine Tür, oder ich sehe nur keine, oder ich habe
 vergessen, wo sie ist, und auch keine Öffnung, ausser nach oben, und da komme ich
unmöglich hinein. So bleibe ich ein Betrachter von aussen, der sich nach Wärme
 sehnt.
 Als ich die Kammer berühre, merke ich, dass auch Edelmetall kalt ist. So werde ich
 wohl hier draussen erfrieren, es sei denn ihr lasst mich hinein. Aber wie? Es gibt
 ja keine Tür.

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