Der Maler

Ich bin Maler. Das bedeutet, dass ich auf einer weißen Leinwand etwas entstehen lasse, wo vorher nur leeres Weiß war. Eigentlich ist das ein schöner Beruf, wenn man es so betrachtet.

Am Anfang kenne ich das Bild noch nicht. Es ist zwar in mir, aber ich sehe es noch nicht, denn meine Augen sind nach außen gerichtet. Ich weiß auch nicht genau, wo in mir das Bild ist, sicher nicht in meinem Kopf, nein, eher weiter unten.

Doch wenn ich das Bild in mir spüre und meinen Pinsel hebe, kommt ein Stück davon aus mir heraus. Wie genau es das macht, weiß ich nicht, auch nicht, welchen Ausgang es benutzt, es ist als wäre es irgendwann einfach da.

Ab dann ist es ganz einfach: ich muss nur die Farben wählen und den Rest macht das Bild allein. Die Farben zu wählen ist allerdings nicht immer ganz einfach. Meistens reicht eine Farbe nicht aus, deshalb male ich das Bild in vielen bunten Farben. Nicht nur, weil ein einfarbiges Bild langweilig ist, sondern auch, weil ich es besser erkenne, wenn es bunt ist. Ob es schon bunt ist, solange es noch in mir ist, oder ob es das erst wird, wenn es herauskommt, ob ich es also sozusagen bunt anmale, weiß ich nicht, denn ich sehe es nicht, solange es noch in mir ist. Ehrlich gesagt ist das auch der Grund, warum ich es male: um es zu erkennen, zu erkennen was in mir ist.

Irgendwann sehe ich das Bild und gehe darin spazieren.

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