Vom Arbeiten und vom Nichtstun

Mit dem Arbeiten ist das so eine Sache: man tut es nicht gerne, und selbst wenn man es gerne täte, wenn man es freiwillig täte, muss man jammern, denn man tut es nicht freiwillig, sondern aus Pflichtgefühl.

Mit dem Garten ist das nicht anders. Ich muss ihn jeden Morgen gießen, damit er zu seiner vollen Pracht aufblüht, oder zumindest soweit, wie etwas aufblühen kann, das sein Wasser aus meiner Gießkanne empfängt.

Es ist Morgen, ich nehme meine Gießkanne, auch wenn sie alt und rostig ist, und mache mich auf den Weg, um den Garten zu gießen, wie jeden Morgen. Nur dass es heute regnet. Ich mache den Regen nicht, das könnte ich auch gar nicht, denn der Regen kommt von oben und so groß bin ich nicht. Deshalb werde ich mich aber nicht zurücklehnen und die Wolken alleine regnen lassen. Ich werde den Garten trotzdem gießen, weil es meine Arbeit ist, meine Pflicht, und die nehme ich ernst.

Einer kommt mir entgegen, mustert mich skeptisch und schüttelt den Kopf. Er denkt sich: was ist denn das für ein Narr, und was will er denn gießen, mitten im Regen? Warum geht er nicht nach Hause und genießt das Nichtstun? Doch das liegt mir nicht, weder das Genießen noch das Nichtstun, und schon gar nicht die Kombination von beidem. Also stehe ich hier im Garten mit meiner Gießkanne, mitten im Regen, und bin ratlos. So kommt es, dass ich arbeite, auch wenn ich nichts tue, und dass ich nichts tue, auch wenn ich arbeite.

Abends komme ich nach Hause und jammere, weil ich nass bin.

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